Das Konzept der Überlegenheit in der Kommunikation
Übersicht des Beitrags
Hier erfahren Sie drei grundlegende Fehlannahmen, die eine echte, wertschätzende Beziehung unmöglich machen.
„Es gibt nichts in diesem Leben, was unserem Dasein mehr Intensität verleiht als echte und gute Beziehungen“
Davor Antunovic
Beziehungen sind in jeder Form unglaublich wertvoll. Sei es eine Freundschaft, eine romantische Liebesbeziehung oder eine gute Bekanntschaft.
Denker aller Epochen diskutieren schon seit es die Menschheit wie Beziehungen funktionieren. Wir betrachten heute, wie sie nicht funktionieren.
Was Beziehung unmöglich macht
In diesem Beitrag geht es um eine Unterteilung des Konzeptes der Überlegenheit. Wer eine Form von Überlegenheit nutzt, muss nicht mehr auf den Anderen achten.
Körperliche Überlegenheit
Die armseligste Variante seine Interessen durchzusetzen ist das Nutzen körperlicher Überlegenheit. Das Phänomen ist nicht nur der Jugend vorbehalten. Die Statistiken über Gewalt in der Ehe und in Beziehungen zeigen aber ein sehr trauriges Bild.
Wer körperliche Überlegenheit nutzt, der ist bereit sein gegenüber physisch zu bedrohen. Gewalt untermauert Argumente.
Das Ausnutzen körperliche Überlegenheit macht einsam! Menschen reagieren aus Angst auf Forderungen. Zudem gilt: Mit dem Schwert leben, das Schwert ziehen, mit dem Schwert sterben. Jeder Tyrann erlebt früher oder später seinen Sturz. Echte liebevolle Berührungen werden seltener. Wer kuschelt schon gerne mit einem Schläger?
Geistige Überlegenheit
Wesentlich komplexer, aber nicht weniger schlimm ist das Gefühl geistiger Überlegenheit. Meistens weil ich mich einfach als schlauer erachte, als mein Gegenüber.
Echte Kommunikation sollte immer eine Bereicherung des eigenen Weltbildes sein. Wenn ich mich jedoch als intelligenter erachte, als mein Gegenüber, dann werde ich den Anderen nicht als vollwertig Überzeugungsfähig empfinden. Dann ist es egal, was der Andere sagt.
Menschen, die sich geistig überlegen fühlen wirken häufig arrogant, verbittert und genervt. Sie können selten die Freude einer Erkenntnis genießen, welche sich in einer guten Kommunikation entwickeln kann.
Moralische Überlegenheit
Wer sich moralisch überlegen fühlt, der rechtfertigt auch Grausamkeiten und Gewalt gegenüber Anderen. Moralische Überlegenheit resultiert häufig durch ein Wertesystem. Ein Beispiel für so ein Wertesystem wäre ein moralischer Kodex, wie sie in religiösen Büchern vorkommen. Ein anderes Beispiel wäre natürlich ein allgemeingültiges Gesetz.
Aber ebenso können Verfehlungen ein gutes Mittel sein, um das Gegenüber moralisch zu fesseln. Der Sünder wird aus seiner Schuld nicht entlassen, weil der moralisch Überlegene ihm diese Güte nicht ermöglicht.
Moralisch Überlegene leben in einer großen Angst, weil jede Verfehlung des Anderen die eigene Aufmerksamkeit bindet. Das Empfinden echter Liebe ist da sehr schwer möglich, da die ganze Aufmerksamkeit gebunden ist die eigene Moral zu verteidigen.
Wie gehe ich mit Menschen um, die dieser Fehlannahme erliegen?
Körperliche Überlegenheit: Seien Sie fit und agil. Eine physisch gesunde Erscheinung schadet sicherlich nie in einer Kommunikation. Erklären Sie, dass sie solch ein Verhalten nicht dulden. Diese Strategie kann weitreichende Konsequenzen haben. Physische Gewalt birgt ein hohes Risiko und hat insgesamt wenig Nutzen.
Geistige Überlegenheit: Geistige Überlegenheit kratzt an unserem Ego. Dem geistig Überlegenen gegenüber zu treten erfordert sehr viel Geduld. Am besten ist es natürlich auf der Sachebene zu bleiben. Menschen die sich geistig überlegen fühlen sind gute Lehrmeister, was Rhetorik und Dialektik angeht.
Moralische Überlegenheit:
Bei religiösen Streitigkeiten: Es lohnt sich auf ein grundlegendes Gespräch einzulassen. Fehler sind eine menschliche Erfahrung und höchstwahrscheinlich ein Schlüssel um das Universum als spirituelle Erfahrung wahrzunehmen. Erklären Sie, dass Sie gewillt sind an ihren charakterlichen Mängeln zu arbeiten, aber dass Sie trotzdem kritisch bleiben.
Sie können ihrem Gegenüber klar machen, dass Sie seine Regeln respektieren, aber dass Sie sich denen nicht dort beugen, wo es ihre Würde verletzt.
Bei moralischen Verfehlungen, die Sie binden:
Sich zu entschuldigen ist einfach, aber es fällt den meisten Menschen sehr schwer:
- Sagen Sie authentisch und aufrichtig, dass es Ihnen leid tut.
- Fragen Sie ihr Gegenüber, wie sie es wieder gut machen können.
- Untermauern Sie die Entschuldigung mit einem überzeugenden: „Ich mache es nicht wieder !“
Vergebung
Jetzt hat ihr Gegenüber die Möglichkeit von der Verletzung los zu lassen.
Es ist moralisch verwerflich von seinem Gegenüber eine Vergebung erzwingen zu wollen.
Im Grunde genommen ist es sogar eine Form von Missbrauch. Interessant ist sicherlich auch mein Artikel über Vergebung zu diesem Thema.
Vergebung ist das Loslassen des Schmerzes, nicht jedoch die Heilung der Beziehung zwischen zwei Menschen. Wenn ich einem Menschen vergebe lasse ich los vom Schmerz dieser Erfahrung.
Es ist auch gut hier eine Grenze zu setzen! „Ich verstehe Deine Wut, Deine Enttäuschung und Deinen Schmerz, aber ich werde keine Respektlosigkeit dulden!“
Moral zu hinterfragen kann sogar zu körperlicher Gewalt führen, weil die Wertesysteme meistens schon sehr lange aktiv wirken.
[…] Interessant ist sicherlich auch mein Artikel über Vergebung zu diesem Thema: https://davorantunovic.de/blog/vergebung/[…]
Weitere Information:
Ab 2023 sind Kommunikationstrainer Kurse geplant. Wenn Sie Interesse daran haben, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme freuen.